Newsletter 10/2012 vom 20. Oktober 2012



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Protestbenefiz
Der Schauspieler Ilja Richter engagiert sich seit einiger Zeit für die Rettung der Berliner Gaslaternen. Und es geht weiter: Am Montag, 29. Oktober um 20 Uhr moderiert Ilja Richter eine Benefiz-Gala in der Komödie am Kurfürstendamm, mit der er das Publikum wachrütteln und auf den Kahlschlag bei der Berliner Gasbeleuchtung aufmerksam machen möchte.

Unter dem Motto "Ilja Richter moderiert - Berlins Prominenz brennt" konnte er zahlreiche befreundete Künstler und Schriftsteller gewinnen, an diesem Abend ohne Gage eine Benefizgala für das Berliner Gaslicht zu gestalten. Dabei sind namhafte Größen wie Katharina Thalbach, Anita Kupsch, Ute Willing, Klaus Hoffmann, Thomas Quasthoff, Walter Plathe, Harald Martenstein, Jim Rakete, Gideon Rapp, Katherina Lange, Anja Hauptmann, Kim Pfeiffer sowie Studentinnen der UdK mit Adam Benwzi und Irmgard Knef. Direktor Martin Woelffer stellt die Kurfürstendamm-Bühne an diesem Abend unentgeltlich zur Verfügung. Sämtliche Einnahmen kommen Gaslicht-Kultur e.V. und unserem Partnerverein Denk mal an Berlin e.V. zugute. Die Gelder sind zweckgebunden und für weitere Aktionen für den Erhalt der Berliner Gasbeleuchtung bestimmt.

Wir laden Sie herzlich ein, diese viel versprechende und einmalige Veranstaltung zu besuchen, Karten gibt es für je 20 EUR.

Tickets und weitere Informationen:
Komödie am Kurfürstendamm


Freikarten für Kurzentschlossene
Allen Neumitgliedern, die bis zum 29. Oktober als Vollmitglied unserem Verein beitreten, schenkt Gaslicht-Kultur e.V. eine Freikarte!

Sie können mit Ihrem Vereinsbeitritt die Arbeit unseres Vereins weiter unterstützen. Eine Vollmitgliedschaft kostet 36 EURO pro Jahr. Bei Zahlungseingang auf unserem Vereinskonto und einer kurzen Mitteilung an berlin@gaslicht-kultur.de werden wir auf Ihren Namen eine Freikarte an der Abendkasse der Komödie am Kurfürstendamm reservieren, die Sie dann am 29. Oktober dort entgegennehmen können. Die Kontoverbindungen finden Sie hier.


Petitionsverlauf
Am 15.9.12 punkt 24.00 Uhr endete die Zeichnungsfrist für unsere Petition "Erhaltung der Berliner Gas-Straßenbeleuchtung". 20.822 Menschen haben bis dahin die Petition unterschrieben. Dies ist ein Ergebnis, mit dem wir anfangs nicht annähernd gerechnet haben. Möglich war dies durch den unermüdlichen Einsatz sehr vieler befreundeter, aber auch uns unbekannter Helfer, die uns ihre gesammelten Unterschriften per Post zugeschickt haben. Ein Termin für die Übergabe der Unterschriften an Klaus Wowereit wurde bereits beantragt.

Am Petitionsverlauf in der Grafik sieht man deutlich, dass mit wachsendem Bekanntheitsgrad der Petition die Unterzeichnerzahlen rapide angestiegen sind. Ab Ende Mai, als Ilja Richter im ZDF-Mittagsmagazin die Petition erwähnte, ging es richtig los, der Anstieg der Unterzeichnerzahlen wurde zum Ende der Petition hin immer steiler bis fast senkrecht in den letzten Tagen.

Verteilung der Unterzeichner in Deutschland
17.414 Unterzeichner kommen aus Berlin, davon allein rund 1.000 aus dem Gebiet um das Charlottenburger Amtsgericht, in dem noch in diesem Jahr die ersten Jessica-Leuchtstofflampen das geschlossene Gasbeleuchtungsensemble zerschneiden sollen. Die übrigen Unterzeichner kommen aus mehr als 800 verschiedenen Städten und Orten Deutschlands, siehe Grafik links. Auch in 19 europäischen und 14 nicht-europäischen Ländern wie die USA, Indien und Australien wurde unsere Petition unterzeichnet. Der Erfolg der Petition ist auch eine Bestätigung unserer Linie des konstruktiven Dialogs und der Forderung nach Erhalt der Gasbeleuchtung zumindest in auszuwählenden Bereichen.



Den folgenden Organisationen und Vereinen möchten wir ausdrücklich für Ihre wertvolle Unterstützung danken:
- Europa Nostra,
- Deutsche Stiftung Denkmalschutz,
- Denk mal an Berlin e.V.,
- Denkmalausschuss der Baukammer Berlin,
- Eosandergesellschaft,
- Bürgerverein Frohnau,
- Heimatverein Charlottenburg


- und natürlich Ilja Richter,
der wie kein anderer für den sprunghaften Anstieg der Unterzeichnerzahlen verantwortlich ist.


Viele der Unterzeichner haben neben ihrer Unterschrift auch einen Kommentar zu den Abbauplänen hinterlassen, die allesamt ein äußerst lesenswertes Plädoyer für die Berliner Gasbeleuchtung darstellen. 775 der besten Kommentare haben wir für Herrn Wowereit herausgesucht und als 775 Gründe für das Gaslicht zur 775-Jahrfeier der Gaslichtstadt Berlin zusammengefasst.

Dessen ungeachtet geht der Abriss der Berliner Gas-Straßenbeleuchtung mit Hochdruck und ohne Berücksichtigung der Bedenken und Einwände der Öffentlichkeit weiter. Seit Anfang Juli, dem Beginn des großflächigen Abrisses, wurden bereits Hunderte von Reihenleuchten verschrottet. Fragwürdig ist vor allem die Tatsache, dass die ausführenden Firmen zusätzlich zur vereinbarten Bezahlung in Millionenhöhe noch großzügige Bonuszahlungen gemessen an der Anzahl der abgebauten Glühstrümpfe erhalten. Das führt dazu, dass die Abrissarbeiten nicht nach Aspekten der Stadtbildpflege, sondern ausschließlich nach den Profitinteressen der Firmen organisiert werden, da die größten und prächtigsten Gasleuchten zuerst verschrottet werden.


Lange Nacht der Museen Laternendemonstration zur Langen Nacht
(c) Gaslicht-Kultur e.V.
Gaslicht-Kultur war auch in diesem Jahr an zwei wichtigen, öffentlichkeitswirksamen Kulturveranstaltungen präsent.

Am 25. August veranstalteten wir zur Langen Nacht der Museen insgesamt zehn Bustouren durch gasbeleuchtete Areale in Charlottenburg. Die erste Tour begann um 21 Uhr, die letzte um 1:30 Uhr, insgesamt nahmen über 600 interessierte Besucher daran teil. Dieses Mal wurden die Teilnehmer bereits an unserem Infotisch an der Bushaltestelle von einem leuchtenden Laternenkopf einer Gas-Aufsatzleuchte empfangen, siehe Abbildung. Marc Exner, einer unserer Gaslaternentechniker, erklärte den vielen wissbegierigen Besuchern die Funktionsweise moderner Gaslaternen. Immer wieder hörten wir von den erstaunten Zuschauern, dass Gaslaternen ja gar nicht so veraltet seien, wie immer behauptet. Hier müssen wir noch viel weitere Überzeugungsarbeit gegen weit verbreitete Vorurteile leisten.

Am Tag des Offenen Denkmals am 8. September boten wir wieder zwei geführte Fahrradtouren durch Charlottenburg an, die dieses Jahr besonders gut besucht waren. Insgesamt nahmen 50 Besucher an beiden Touren teil, deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Die gute Berichterstattung in den öffentlichen Medien ist sicherlich einer der Gründe dafür.

Zwei Straßen mit Reihenleuchten sind nun auch auf unserer Tour akut bedroht und sollen noch in diesem Jahr dem Abriss zum Opfer fallen: Die Windscheidstraße und die Holtzendorffstraße. Die deutliche Vorverlegung des Abrisses ausgerechnet in diesen beiden Straßen - alle anderen Straßen in Charlottenburg stehen frühestens im nächsten Jahr auf dem Plan - lässt befürchten, dass hier vom Senat ein taktischer Abriss vollzogen wird. Denn unsere Touren sind nach wie vor eines der stärksten Argumente für die Gasbeleuchtung und haben schon viele Tausend Teilnehmer überzeugt. Zum Beispiel auch Vertreter von Europa Nostra, die wie berichtet im letzten Jahr nach einer solchen Tour mit uns einen Appell an Klaus Wowereit für den Erhalt der Berliner Gasbeleuchtung geschrieben haben.

Mit zwei Behauptungen versucht der Senat in der letzten Zeit die Gemüter zu beruhigen. Der gern benutzte Begriff "Umrüstung" ist irreführend, soll es doch so klingen, als würden die vorhandenen Gaslaternen erhalten und lediglich auf Strombetrieb umgestellt. Selbst in den Medien war häufig die Rede von einer vorgesehenen "Umrüstung vorhandener Gaslaternen auf LED-Betrieb". Aktuelle Formulierungen des Senats, wie erst kürzlich wieder bei einer Sitzung des Denkmalausschusses der Baukammer Berlin, bei der auch Gaslicht-Kultur eingeladen war, von Frau Reich-Schilcher zu hören war, dass man nun einen Weg gefunden habe, Gaslaternen umzurüsten, sehen wir als pure Schutzbehauptung an. Denn der Unmut der Öffentlichkeit, die diesen Gaslaternenabriss immer mehr verurteilt, wächst und richtet sich auch gegen die Tatsache, dass durch den Abriss wertvolle historische Substanz vernichtet wird.

Nach wie vor ist eine echte Umrüstung vorhandener Gaslaternen auf elektrischen Betrieb kostspielig und aufwändig. Grund hierfür ist in erster Linie die Mastklappe (Revisionsklappe), die in jeden historischen, zumeist gusseisernen Gaslaternenmast hineingesägt werden müsste. Daher müssen auch nach heutigem Stand der Technik bei Umstellung auf Strom (auch für LED) die originalen Gaslaternen abgerissen und durch neu herzustellende Aluminium- oder Stahlmasten ersetzt werden.

Und auch der Begriff "LED-Technik" hält längst nicht, was er verspricht. Neue, lediglich die äußere Form von Gaslaternen imitierende Elektro-Leuchten mit LED-Leuchtköpfen sind deutlich teurer als herkömmliche Elektro-Leuchten. Eine flächendeckende Aufstellung neuer "LED-Gaslaternen" würde somit die ohnehin schon immensen Umstellungskosten in nicht mehr finanzierbare Höhen treiben. Eine solche Lösung ist daher nur für Einzelfälle denkbar. Selbst in Denkmalbereichen wird laut Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) "das äußere Erscheinungsbild" der heute vorhandenen Gaslaternen lediglich "angestrebt" [s. Drucksache 17/20 111 des Berliner Abgeordnetenhauses, Antwort zu Frage 2, vom 4.6.12]. Und was der Senat unter dem schwammigen Begriff "angestrebt" versteht, sollen die Bürger nach Möglichkeit erst erfahren, wenn vollendete Tatsachen geschaffen wurden.

Aber es gibt nicht nur finanzielle Gründe, die gegen die LED sprechen. In einem Antwortschreiben an einen Kieler Bürger auf dessen schriftliche Anfrage nach LED-Umrüstung der 8.400 Gas-Reihenleuchten gibt eine Mitarbeiterin der Senatsabteilung für öffentliche Beleuchtung freimütig zu, dass LEDs zu teuer und zu schmutzig seien, um flächendeckend eingesetzt werden zu können. Beide Schreiben liegen Gaslicht-Kultur e.V. vor. Hier die betreffende Passage des Antwortschreibens im originalen Wortlaut:

Zitat: "Eine Umrüstung auf LED-Technik wird aus Kosten- und Klimaschutzgründen abgelehnt. Die Anschaffung von LED-Leuchten würde im Vergleich zu herkömmlichen Elektro-Leuchten Mehrkosten von 3,4 Millionen Euro bedeuten. Für Energie würden zudem 90.000 Euro pro Jahr mehr Kosten aufgrund der geringen Lichtleistung der LED entstehen. Dadurch müsste ein Drittel mehr Energie aufgewendet werden, wodurch sich der CO2-Ausstoß um 400 Tonnen pro Jahr erhöhen würde." Zitat Ende.



Wenn schon bei 8.400 Gas-Reihenleuchten der Einsatz von LED-Technik nicht praktikabel ist, wie kann er es dann bei den ca. 30.000 Aufsatzleuchten sein, die angeblich alle auf LED "umgerüstet" werden sollen? Überhaupt: Die Aussagen, Gaslicht könne durch Einsatz von LED-Technologie täuschend echt nachgeahmt werden, sind schlichtweg falsch, denn die bloße Imitation der Farbtemperatur des Gaslichts von 2700 K reicht bei weitem nicht aus. Der Charakter und der Charme des Gaslichts ergeben sich hauptsächlich aus seinem Lichtspektrum, einem kontinuierlichen Farbspektrum mit tageslichtähnlicher Farbwiedergabe. Das lückenhafte Lichtspektrum der LED kann solch eine Lichtqualität nicht erzeugen, deshalb fallen LED-Imitate im Stadtbild auch sofort auf und wirken innerhalb von gasbeleuchteten Gebieten wie Fremdkörper.

Unsere öffentlichen Treffen im Restaurant Giraffe
Zeichnung Michael Roeder
Bis dahin und mit gaslichthellem Gruße

Ihr Team von Gaslicht-Kultur e.V..